Nachhaltigkeit ist Trumpf im sanierten Hochherz-Haus

Ein Haus, das im Jahr der französischen Revolution erbaut worden ist, nach modernsten Erkenntnissen energetisch zu sanieren – kein leichtes Unterfangen, vor allem wenn der Charakter des Gebäudes aus dem Jahr 1789 erhalten oder sogar wiederhergestellt werden soll. Benjamin Bußmann und Philipp Kopietz haben sich der Herausforderung gestellt, als sie vor drei Jahren das Hochherz-Haus am Potsdamer Platz erworben haben.

Nicht nur eine neue Geschäftsstelle für ihre Provinzial-Versicherung samt angrenzendem Café sollte es werden, sondern ein Beitrag zur Nachhaltigkeit, der sich weite Teile der Gesellschaft verschrieben haben, um ein Zeichen zu setzen in Zeiten des Klimawandels. Wurde früher in schlecht isolierten Gebäuden geheizt, indem fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas verfeuert wurden, hatten sich die beiden jungen Unternehmer zum Ziel gesetzt, das alte Hochherz-Haus so zu sanieren, dass der Betrieb nahezu klimaneutral vonstattengeht.

Dazu mussten sie dicke Bretter bohren, ist es doch in einer Stadt wie Soest mit ihrem historischen Gemäuer nicht so einfach, zum Beispiel eine Photovoltaik-Anlage auf ein Dach im Stadtkern zu platzieren. Da waren viele Gespräche nötig, um die Genehmigung zu erhalten, wenigstens einen Teil der Dachfläche für diese Art der Gewinnung von regenerativer Energie nutzen zu können. Es musste darauf geachtet werden, das war die Bedingung der Denkmalschützer, dass die PV-Module nicht von allen Seiten sichtbar sind. Dank vielfältiger Unterstützung durch die Politik und die Wirtschaftsförderung wurde ein Kompromiss gefunden, sodass nur bei genauem Hinschauen von der Ulricher Straße aus etwas von den Modulen zu sehen ist.

Es ist bei der Planung aber nicht bei Photovoltaik geblieben. Schließlich ist Sonnenenergie eben nur dann verfügbar, wenn die Sonne scheint. Daher haben sich Benjamin Bußmann und Philipp Kopietz für ein weit und breit einzigartiges Heizsystem entschieden, wird doch die überschüssige Solarkraft gespeichert, um sie in der Dunkelheit oder kalten Jahreszeit nutzen zu können. Dazu dient neben einer Batterie für die Kurzzeitspeicherung vor allem ein Wasserstoffspeicher. Auf dem Hof an der Thomästraße stehen fünf Einheiten, die mit dem überschüssigen Strom gefüllt werden, der im Sommer nicht benötigt wird. Wintertags wird der gespeicherte Wasserstoff in einer Brennstoffzelle wieder in Strom verwandelt, um dann die Wärmepumpe anzutreiben, die für die Heizung zuständig ist.

Genutzt wird auch die Abwärme, um im Sommer das Brauchwasser zu erwärmen. Im Winter wird die Wärme für das Brauchwasser ebenso wie für das Heizungswasser durch die Wärmepumpe erzeugt; und zwar eben nur mit dem Strom, der dank Rückverstromung durch die Brennstoffzelle gewonnen wird. Damit kann im Hochherz-Haus das gesamte Erdgeschoss versorgt werden. Der Platzbedarf des Systems ist dabei überschaubar. Auf gut 1,6 Quadratmetern findet alles Platz, was für eine ganzjährige Solarstromversorgung benötigt wird. Für die oberen Etagen mit ihren Arzt- und Therapiepraxen und Büros wird noch externer Strom benötigt, um die Wärmepumpe für diese Bereiche betreiben zu können.

Die Investition soll sich innerhalb von etwa 15 Jahren bezahlt machen. In nächster Zeit wird neben dem Hochherz-Haus noch ein Wohn- und Geschäftshaus errichtet mitsamt Tiefgarage. Auch hier wird aller Voraussicht nach ein solch nachhaltiges Heizsystem eingebaut. Ein Innenhof mit viel Grün und ohne Autoverkehr soll einen weiteren Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten, die für Benjamin Bußmann und Philipp Kopietz eine Herzensangelegenheit ist.

Dirk Wilms

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Publiziert am:

31.7.24