„Mein Kirmesbild"

Schon als ich ein kleiner Junge war, wuchs von Jahr zu Jahr die Begeisterung für die Soester Allerheiligenkirmes. Wochen im Voraus kam diese stetige Vorfreude auf. Ein paar Tage vorher bekam ich ein Kribbeln im Bauch. Und wenn es mittwochs losging, dann gab es kein Halten mehr. 

Meine Eltern mussten dann stundenlang in Kälte oder Regen – wie zu dieser Jahreszeit leider oft üblich – vor dem Autoscooter oder Big Monster ausharren, um mich und meinen Bruder irgendwann zum nächsten Fahrgeschäft zu begleiten. Später waren es dann nicht mehr die Eltern, sondern die Freunde, mit denen ich über die Kirmes zog. Aber eins blieb immer gleich. Diese Vorfreude, die Begeisterung beim Gang durch die Gassen, während der „fünften Jahreszeit“. Dieser ganz spezielle Duft, der für fünf Tage in der Soester Luft liegt, ist und bleibt einzigartig. 

Und als eingefleischtes Kirmeskind drücke ich meine Vorfreude durch ein jährlich wiederkehrendes Ritual aus. Als kleiner Junge zog ich mich ein paar Tage vor der Kirmes in mein Kinderzimmer zurück und malte die Eindrücke der letzten Kirmes aus meinem Gedächtnis auf ein Stück Papier. So entstand „mein Kirmesbild“. Dieses hängte ich dann zusammen mit zahlreichen Zeitungsartikeln über die Soester Allerheiligenkirmes an meine Kinderzimmertür. Von Jahr zu Jahr entstand so ein neues Kirmesbild. Später war es dann nicht mehr die Kinderzimmertür, sondern der Schreibblock in der Ausbildung oder die Tageszeitung, auf der ich ein kleines Kirmesbild malte. 

Im Jahr 2002 zog ich aus beruflichen Gründen nach Bonn. Aber auch die Entfernung zur Heimatstadt konnte die Begeisterung für die Kirmes nicht beeinträchtigen. Im Gegenteil. Ich versuchte, so viele Rheinländer wie möglich für die Soester Allerheiligenkirmes zu begeistern. Irgendwann erwischte ich mich, wie ich ein gemaltes Kirmesbild an meine eigene Wohnungstür in Bonn hängte. Da dachte ich: Es gibt Sachen im Leben, die ändern sich nie!

Als mich Freunde dann ansprachen, ob sie nicht auch ein kleines Stück Vorfreude in Form eines Kirmesbildes haben könnten, fing ich im Jahr 2008 an, ein großes Kirmesbild zu zeichnen. Dieses ließ ich anschließend drucken und verteilte es an meine Freunde. Bei vielen hängt dieses Bild noch heute in der Wohnung. Da nun schon wieder ein paar Jahre ins Land gezogen sind, befindet sich derzeit ein neues, etwas größeres Bild in Arbeit. 

Als absoluter Kirmesfan ersteigerte ich vor einiger Zeit aus Jux einen echten Autoscooter im Internet. Dieser steht jetzt im Keller und soll eines Tages mal restauriert werden. Bis dahin erfreut sich der Sohnemann am Scooter. Denn mit einem „Stück Allerheiligenkirmes“ kann kein anderes Spielzeug mithalten!

Wir schreiben das Jahr 2023: Der Scooter ist mittlerweile fertig und steht aktuell in einer Scheune in Hultrop und Kirmesbilder male ich immer noch …

Von: Lucas Korf

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Diese und weitere Geschichten hier:

https://blundus-shop.net/buecher/soest/10/soester-kirmesgeschichten-teil-4