4.500 Euro für die letzte handfeste Erinnerung an die „Alte Liebe“
Für Außenstehende ist es nur eine Schraube in einem Pflasterstein. Für Soesterinnen und Soester ist es jedoch ein Stück Kirmesgeschichte – und für Alfons Belda nun ein ganz besonderer Hingucker in seinem Wintergarten.
Alfons Belda (Mitte) ersteigerte die einmalige Erinnerung an die „Alte Liebe“. Mit ihm freuten sich (von links): Thorsten Pälmer, die Kirmesfreunde Sebastian Belda (2. Vorsitzender) und Jesko Kowalzik (Vorsitzender) sowie Auktionator Dirk Bröcking.
Fotos: Sebastian Moritz
Beim Höchstgebot von 3.300 Euro war selbst Auktionator Dirk Bröcking „ein bisschen sprachlos“.
Fotos: Sebastian Moritz
Ein Stein mit Schraube und Geschichte: Diese Schraube im Soester Marktpflaster markierte einst einen der Eckpunkte für den Aufbau der „Alten Liebe“.
Fotos: Sebastian Moritz
Für Außenstehende ist es nur eine Schraube in einem Pflasterstein. Für Soesterinnen und Soester ist es jedoch ein Stück Kirmesgeschichte – und für Alfons Belda nun ein ganz besonderer Hingucker in seinem Wintergarten. Bei einer Auktion unter der Regie der Soester Kirmesfreunde und der Gastronomen Yvonne und Thorsten Pälmer vom „Wilden Mann“ ersteigerte er am Aufbausonntag die letzte handfeste Erinnerung an die „Alte Liebe“.
Jahrzehntelang hatte die Schiffschaukel auf dem Soester Markt gestanden. Damit der Aufbau auf dem Stammplatz vor dem Café Fromme schneller von der Hand ging, hatte Schausteller Gustav Schneider im Jahr 1993 zwei Schrauben in das damals neu gestaltete Kopfsteinpflaster geschraubt. Sie markierten die diagonal entgegengesetzten Eckpunkte des Grundrisses der „Alten Liebe“ und ersparten beim Aufbau das aufwändige Ausmessen, schließlich kam es auch bei der beliebten Schiffschaukel auf jeden Zentimeter an. Von der „Alten Liebe“ mussten sich die Soester im Jahr 1998 zwar verabschieden, doch die Schrauben im Marktpflaster blieben. Bis zum Frühjahr 2024, als der Markt saniert und die Steine mit den geschichtsträchtigen Schrauben entfernt wurden.
Gastronom Thorsten Pälmer erkannte den historischen Wert und sicherte die Steine vor dem Schutthaufen. Dekorativ aufbereitet auf einer Holzplatte und mit einem kleinen Hinweisschild entstanden so zwei absolute Unikate Soester Kirmeshistorie. Der eine Stein wurde zum Geburtstaggeschenk für Schausteller Gustav Schneider, der die Schrauben einst in das Soester Marktpflaster gedreht hatte. Der andere Stein wurde zum begehrten Versteigerungsobjekt. Und hier schlug die große Stunde von Alfons Belda. Als Auktionator Dirk Bröcking das Mindestgebot von 50 Euro aufrief, ließ er bereits durchblicken, dass er sich einen deutlich höheren Endpreis erhoffte, schließlich sei der Erlös ja für einen guten Zweck. Die kompletten Einnahmen aus der Auktion kommen dem Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst in Soest zugute. Als die Gebote aber schließlich den vierstelligen Bereich erreichten, war selbst der erfahrene Auktionator beeindruckt. „Das macht mich jetzt schon ein bisschen sprachlos“, sagte Dirk Bröcking, den viele Soesterinnen und Soester noch von der städtischen Fundsachenversteigerung kennen.
Erst bei 3.300 Euro fiel schließlich der Hammer, und Alfons Belda erhielt den Zuschlag. „Mir geht es einzig und allein um die gute Sache, ich habe zwei gesunde Kinder und da unterstütze ich die Arbeit des Hospizdienstes gerne“, so Alfons Belda. Die geschichtsträchtige Kirmeserinnerung soll nun einen Ehrenplatz im neuen Wintergarten der Familie bekommen. Thorsten Pälmer stockte das Höchstgebot noch um 700 Euro auf und Kirmesfreund Lothar Horst steuerte weitere 500 Euro zu, sodass am Ende eine stolze Summe von 4.500 Euro für eine wirklich einmalige Erinnerung an die „Alte Liebe“ zusammenkam.
Sebastian Moritz
Publiziert am:
6.11.24