Von Soest über Bremen, die USA, Irland zurück in den Alten Schlachthof

Seit dem 1. Oktober ist Michael Osterhoff neuer Geschäftsführer im Kulturzentrum Alter Schlachthof. Lange Jahre war der gebürtige Soester fern der Heimat unterwegs. In Bremen, in den USA, in Irland und zuletzt fast zwanzig Jahre in Berlin. Dabei hatte er den Kontakt zu Soest aber nie wirklich verloren: „Ich bin etwa alle drei Wochen hier gewesen, um meine Jungs Ben und Piet zu besuchen.“ 

Doch dann kam der Moment, an dem sich sein Leben nochmal komplett verändern sollte. Es passierte im Sommer 2023, als Michael Osterhoff nach einem Frankreich-Urlaub mit seinen Söhnen gerade über die deutsch-belgische Grenze in Richtung Aachen fuhr. „Als die Jungs das Schild ‚Willkommen in Nordrhein-Westfalen‘ lasen, brüllten beide vor Freude. Das war der Moment, in dem ich merkte, dass ich wieder zurück in meine Heimat möchte.“

Dann kam der August. Michael Osterhoff saß in der Soester Brotmanufaktur „Herr von Myra“, als er plötzlich seinen alten Soester Freund Holger Protte entdeckte. Als er ihm von seinen Rückkehrplänen nach Soest erzählte, sagte dieser spontan: „Der Schlachthof sucht Dich!“ Das klang nicht schlecht und Michael Osterhoff bewarb sich spontan per Mail und bekam genauso spontan eine Antwort für ein Vorstellungsgespräch zwei Tage später. „Und zwei Wochen später hatte ich den Job“, erzählt er mit einem breiten Grinsen im Gesicht. 

Irgendwie hat sich damit auch ein Kreis geschlossen. Denn der gebürtige Soester hatte schon als Schüler im Schlachthof in der Kneipe gearbeitet: „Ich war damals mehr oder weniger der Wirt.“ Nach dem Zivildienst beim Diakonischen Werk düste er im Juli 1995 für drei Monate mit einem selbst restaurierten VW-T2-Bulli in den Urlaub nach Norwegen und Schweden. Danach wollte er eigentlich in Soest beim damaligen Veranstaltungsmagazin Szene als Volontär eine Ausbildung machen.

Doch daraus wurde nichts, weil es die Firma nach seiner Rückkehr aus Skandinavien nicht mehr gab. „Und ich hatte keinen Plan B“, gibt er offen zu. Also kehrte er erstmal wieder in die Schlachthof-Kneipe zurück. Dort sprach er eher zufällig mit dem damaligen Schlachthof-Chef Herbert Kanein und erzählte ihm von seinem geplatzten Job-Plan. „Du hast doch Abitur. Warum studierst Du denn nicht?“ Und zack, legte er wie aus dem Nichts einen Studienführer auf den Tisch. 

Die Entscheidung stand fest und der Ort auch. Bremen sollte es werden, „weil ich da zwei Cousinen habe und die Stadt schon immer gut fand“. Und so düste er 1995 mit seinem roten Golf 2 und seiner Mutter von einer Hansestadt in die nächste und schrieb sich ein für Kulturwissenschaft und Amerikanistik. Wenig später zog es ihn dann über den „Großen Teich“. Er hatte ein Stipendium erhalten und studierte weiter in Pennsylvania. Es gefiel ihm in den USA so gut, dass er noch bis 1997 als German Teacher am Dickinson College in Pennsylvania blieb. Ein weiteres Stipendium führte ihn 1998 als Teaching Assistant International University Maynooth und Mitarbeiter des deutschen Kulturbüros im Bereich Film nach Dublin, bevor es 1999 wieder nach Bremen ging, wo er 2003 sein Studium mit dem „Magister Artium“ erfolgreich abschloss. 

Dann ging es nach Berlin, wo er unter anderem das Unternehmen Keyzo Film- und Videoproduktion gründete. „Sich von einem Unternehmen zu trennen, das man selbst mit aufgebaut hat, ist schwer“, gesteht der 51-Jährige: „Doch auf der anderen Seite habe ich jetzt das Gefühl, hier in Soest in ein wohliges Nest zurückzukehren. Und die Aufgabe im Schlachthof ist für mich eine Herzensangelegenheit, auch weil ich das Werk von meinem Mentor Herbert Kanein zusammen mit dem tollen Schlachthof-Team in eine erfolgreiche Zukunft führen möchte.“

Weitere Infos:

https://schlachthof-soest.de/

https://www.instagram.com/alter_schlachthof_soest/?hl=de

https://www.facebook.com/schlachthofsoest/?locale=de_DE

Publiziert am:

30.12.23