Soesterin Gina Lückenkemper erfüllt sich olympischen Traum

Erst tropfte der Regen vom Himmel, dann die Freudentränen aus den Augen. Die in Soest aufgewachsene Sprinterin Gina Lückenkemper hat im olympischen 4x100-m-Finale von Paris Sportgeschichte geschrieben. Die Bronzemedaille im Staffellauf über die Stadionrunde war das erste olympische Staffel-Edelmetall für Deutschland seit der Wiedervereinigung. Zuletzt hatte die DDR 1988 in Seoul Silber gewonnen. „Wir sind alle um unser Leben gerannt, wir haben unser Herz auf der Bahn gelassen und wurden dafür fürstlich belohnt“, sagte die 27-Jährige nach dem Rennen vor rund 80.000 Zuschauern im Stade de France.

Für Gina Lückenkemper war es nach Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften das erste olympische Edelmetall. Im Finale der Spiele von Tokio 2021 hatte das deutsche Quartett noch Platz fünf belegt, zur Medaille fehlten damals 24 Hundertstelsekunden. In Paris gelang den deutschen Sprinterinnen nun der Sprung aufs Treppchen. Gina Lückenkemper hatte dabei einen besonderen Anteil an der Medaille: Die nachträgliche Auswertung des Rennens ergab, dass sie die 100 Meter „fliegend“ – also ohne Startblock und Beschleunigungsphase – in beeindruckenden 9,89 Sekunden gesprintet war. Damit war sie die schnellste aller 28 Läuferinnen des Finals. „Ich weiß gar nicht, wie lange ich dieser Zeit in der Kurve schon hinterherjage, auf der Geraden bin ich schon unter zehn Sekunden gelaufen, ich wollte das so gerne in der Kurve schaffen, das ist das i-Tüpfelchen obendrauf”, jubelte sie im Eurosport-Interview.

Für Gina Lückenkemper war der Medaillengewinn mit der Staffel ein mehr als versöhnliches Ende ihrer dritten Olympischen Spiele. Im Einzelstart über 100 Meter hatte sie das angepeilte Finale zuvor knapp um 2 Hundertstelsekunden verpasst. „Ich ärgere mich einfach nur, das ist eine Zeit, die ich voll drin habe“, sagte sie nach dem Habfinale. Spätestens nach dem Bronze-Rennen mit der Staffel dürfte dieser Ärger aber endgültig verfolgen sein. Im Gegenteil: Mit dieser Medaille machte Gina Lückenkemper auch viele Soesterinnen und Soester stolz und glücklich. „Herzlichen Glückwunsch, liebe Gina!“

Sebastian Moritz

Publiziert am:

16.8.24