Soester Fachwerk-Kleinod am Nöttentor aus Dornröschenschlaf erweckt
Bis vor wenigen Jahren war in einem kleinen Häuschenam Nöttentor ein Gardinengeschäft untergebracht. Viele Soester erinnern sich noch an die Auslagen in den Schaufenstern im Schatten des Walls. Seit geraumer Zeit aber steht das Häuschen leer, das zwar von eher überschaubarer Dimension, aber gleichwohl ein Hingucker ist, den viele Soester und auch Soest-Besucherhäufig vor Augen haben, wenn sie durch das Nöttentor in die Altstadt kommen.

Bis vor wenigen Jahren war in dem kleinen Häuschen an der Einfahrt in die Jakobi-Nötten-Wallstraße ein Gardinengeschäft untergebracht. Ganze 110 Quadratmeter umfasst das winzige Grundstück, 139 Quadratmeter beträgt die Wohnfläche auf zwei Etagen sowie Dachgeschoss und Anbau.
Foto: Dirk Wilms

Die Herkunft des Balkens mit der Inschrift ist unklar. „Vielleicht war an dieser Stelle die Vorderseite des Hauses“, mutmaßt Oliver Marxen.
Foto: Dirk Wilms

An einigen Stellen wurden die historischen Lehmstaken aus Weiden- oder Haselholz erneuert, um die Gefache mit Strohlehm auszufüllen. Aktuell ist diese uralte Technik noch sichtbar, ehe der Putz aufgebracht wird.
Foto: Dirk Wilms

Architekt Oliver Marxen weiß, dass auch am Dach noch Hand angelegt werden muss, fehlt es doch unter den Pfannen an jeglicher Dämmung.
Foto: Dirk Wilms

Die Schaufenster des früheren Gardinengeschäfts wurden ersetzt, der Grünsandsteinsockel erneuert.
Foto: Dirk Wilms

Die alten Balken mussten verstärkt werden, wie Architekt Oliver Marxen zeigt.
Foto: Dirk Wilms

Im Dachgeschoss wird der Blick durch die Balken nach ganz oben frei bleiben.
Foto: Dirk Wilms

Die Fenster auf der Südseite unter dem ausladenden Dachüberstand wurden erneuert.
Foto: Dirk Wilms








Bis vor wenigen Jahren war in einem kleinen Häuschen am Nöttentor ein Gardinengeschäft untergebracht. Viele Soester erinnern sich noch an die Auslagen in den Schaufenstern im Schatten des Walls. Seit geraumer Zeit aber steht das Häuschen leer, das zwar von eher überschaubarer Dimension, aber gleichwohl ein Hingucker ist, den viele Soester und auch Soest-Besucher häufig vor Augen haben, wenn sie durch das Nöttentor in die Altstadt kommen.
Nun soll das Kleinod aus dem Dornröschenschlaf erweckt werden. Der neue Besitzer hat vor zwei Jahren Architekt Oliver Marxen damit beauftragt, das recht ramponierte Gebäude in ein Schmuckstück zu verwandeln, das sich einreiht in die vielen sehenswerten Gebäude im schönen Soest. Dabei geht es nicht nach dem Schema F, muss sich Oliver Marxen doch bei jedem Projekt neue Gedanken über die Umsetzung machen, vor allem wenn er einen Altbau sanieren soll. Diesem Spezialgebiet und dem ökologischen Bauen hat sich der 51-Jährige verschrieben, der seit 2008 ein Architekturbüro in Soest führt.
Vor drei Jahren wurde das Häuschen entkernt, seit zwei Jahren nun Stück für Stück saniert. Mit Markus Renner hat Architekt Oliver Marxen einen Zimmerer gewonnen, der sich bei der Sanierung von Fachwerkbauten einen Namen gemacht hat. Und Sven Gundlach kümmert sich als Maurermeister um alles, was mit den Steinen zu tun hat. So musste auf der Frontseite ebenso wie auf der Nordseite der völlig verwitterte Grünsandsteinsockel erneuert werden. Hand in Hand arbeiten die Handwerker, um den Sockel sowie die morschen Balken in massiver Eiche auszutauschen und die Gefache mit Lehmsteinen auszufüllen.
Die Fenster sind in einigen Fällen erhalten geblieben, weil die Substanz der in den 1980er-Jahren ausgetauschten Fenster solide ist. Die früheren Schaufenster im Erdgeschoss mussten aber durch vier neue Fenster ersetzt werden. Im ersten Obergeschoss fällt ein bodentiefes Fenster auf, das aus Gründen des Brandschutzes eingebaut werden musste. Hier hatten die Belange des Denkmalschutzes hintanzustehen, der ansonsten maßgeblich ist bei vielen Schritten der Sanierung. Architekt Oliver Marxen hebt hervor: „Die Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt ist überaus konstruktiv!“ So sehen die Denkmalschützer stets die Notwendigkeit praxisnaher Lösungen, die im Laufe der Maßnahmen auch in Zusammenarbeit von den Handwerkern und dem Architekten entwickelt werden.
So gilt es, dem Gebäude mit seinen knapp 140 Quadratmetern Wohnfläche auf dem nur 110 Quadratmeter kleinen Grundstück auch mittels Stahlträgern Stabilität zu verleihen, die beim Endausbau nicht mehr sichtbar sein werden. Vielmehr werden die Decken weitgehend abgehängt, nur in einem Teilbereich werden hölzerne Balken zu sehen sein. Das gilt auch für einen massiven Balken im ersten Obergeschoss, in dem noch alte Inschriften aus dem 17. Jahrhundert entziffert werden können. Im rückwärtigen Teil soll der Anbau aus den 1950er-Jahren, wo früher mal die Nähstube war, demnächst auch für Wohnzwecke umgebaut werden. Kopfzerbrechen bereitet noch die Heizung, ist doch eine Wärmepumpe angedacht. Sie soll eine Wandheizung im Erdgeschoss versorgen, während oben Heizkörper eingebaut werden sollen. Eingebaut werden müssen auch noch Bad und WC – es gibt noch viel zu tun.
Zum Glück hat Oliver Marxen keinen Zeitdruck. „Der Eigentümer hat Geduld“, ist der Soester Architekt froh, dass ihm keine Deadline gesetzt wird. So kann er weiterhin bei der Ausführung der Arbeiten die Qualität in den Vordergrund rücken, damit sich das kleine Fachwerkhäuschen am Ende einreihen kann in die vielen sehenswerten Gebäude im schönen Soest.
Dirk Wilms
Publiziert am:
17.1.25