„Moonlight by Soest“ oder „So schön scheint der Mond über Soest“

Wenn der Maler Youssouf Banaissa erzählt, dass seine großartige und unvergessliche Reise nach Soest in seinem kleinen Atelier in Algerien begann, wird dem Soester Gästeführer Marcus Hellmann einmal mehr klar, dass das wahre Leben immer noch die besten und spannendsten Geschichten liefert. Er merkt auch, wie klein die Welt und wie einfach es eigentlich ist, über alle Grenzen hinweg aufeinander zuzugehen. Youssouf Banaissa fand im Internet Fotos aus Soest, setzte sich an seine Staffelei, vertiefte sich in den Schaffensprozess – und löste mit seinem Bild „Moonlight by Soest“ in der Börde – 2.000 Kilometer Luftlinie von Algerien entfernt – große Begeisterung aus.

„Oben steht der Mond hell über den Dächern der Stadt. Unten wandert der Nachwächter durch leere Straßen, der Schein seiner Laterne durchdringt die Dunkelheit. Wenn sich die Sonne senkt, sich der Tag verabschiedet und die Stadt schlafen geht, versehen beide – der Mond und der Nachtwächter – verlässlich ihren Dienst, sie wachen und weisen auch zu später Stunde den richtigen Weg. „Zwei Seelenverwandte treffen sich am Großen Teich“, so interpretiert Marcus Hellmann mit einem Augenzwinkern das Soest-Bild des Malers und Lehrers Youssouf Benaissa, das ihn mit seiner magischen Lichtstimmung sofort gefangen nahm. Außerdem kommt ihm die Figur im Vordergrund mit der Hellebarde in der Hand sehr bekannt vor. Kein Wunder, denn der 41-jährige Künstler hat Marcus Hellmann als Nachtwächter von Soest auf dem Gemälde festgehalten. Als Vorlage dienten Youssouf Benaissa Fotos von Soest, auf die er durch Zufall im weltweiten Netz stieß, die ihn aber sofort faszinierten, inspirierten – und ihn schließlich sogar motivierten, aufzubrechen und Soest zu besuchen.

In Soest angekommen betrachtete der aus der Hafenstadt Mostaganem stammende Künstler und Lehrer jetzt die imposanten Kirchen mit ihren mächtigen Mauern, die schmucken Fachwerkhäuser, streifte durch die engen, verwinkelten Gassen, staunte über die herrlichen Plätze und darüber, was die Soester bei ihrer riesigen 1400-Jahr-Feier alles auf die Beine stellten. Grandios! Er sei begeistert von der Schönheit der Stadt, ihrer reichen Historie, die freundlichen, zugewandten Einwohner, schildert er.  Soest habe es ihm angetan, seine Gefühle habe er in seinem Werk „Moonlight by Soest“ künstlerisch übersetzt.

Alles begann damit, dass Marcus Hellmann vor geraumer Zeit überraschend eine Anfrage aus Algerien erhielt. Ein ihm unbekannter Absender bat um Fotos, die er im Internet in Beiträgen des Nachtwächters und Soester Gästeführers entdeckt hatte. Petra Hellmann begleitet ihren Ehemann häufig auf den bei Gästen sehr beliebten Touren und drückt unterwegs immer wieder auf den Auslöser ihrer Kamera. Youssouf Benaissa stöberte im Netz, als er die Aufnahmen aus Soest sah, schaute er genauer hin und setzte sich schließlich mit Marcus Hellmann schriftlich in Verbindung. Doch dabei blieb es nicht: Der Künstler wollte Soest unbedingt sehen und trat seine erste Deutschland-Reise an, erst Richtung Italien, dann mit dem Flugzeug von Rom nach Frankfurt und weiter mit dem Zug nach Westfalen. Mit Marcus Hellmann traf er sich auch am Großen Teich und war von dem Anblick, den er bisher nur von Fotos kannte, sofort hin und weg. Natürlich lud der Stadtführer den geschichtsinteressierten Gast zu einem Rundgang ein.

Youssouf Benaissa brachte aus Algerien sein Mond-und-Nachtwächter-Bild mit nach Soest – und kehrte mit einem prall gefüllten Skizzenbuch nach Hause zurück. Denn überall fielen ihm lohnende Motive auf. Er ist glücklich über vier einmalige Tage, die er in Soest verbrachte – und er möchte gerne noch einmal zurückkehren. Youssouf Benaissa: „Auf meine Art und Weise als Künstler habe ich eine Reihe von Entwürfen gezeichnet und möchte diese Stadt mit einer Ausstellung ehren.“ Vielleicht klappt es ja in 2025?! Der Maler dankt Marcus Hellmann, „mein wunderbarer Freund und Wächter der Stadt“, der geholfen habe, seinen innigen Wunsch wahrwerden zu lassen, Soest live zu erleben.

Heyke Köppelmann

Publiziert am:

13.9.24