Mit Gästeführer Marcus Hellmann durch das sagenhafte Soest

Um das schöne Soest ranken sich viele schöne Geschichten, sie sind skurril, zum Schmunzeln und manchmal auch ein bisschen schaurig. Gästeführer Marcus Hellmann kennt sich aus im „Sagenhaften Soest“ und lädt zu einer – im wahrsten Sinne des Wortes – märchenhaften bis magischen Entdeckungstour ein. In seiner Tasche: ein Stapel teils uralter Überlieferungen, die er unterwegs zum Leben erweckt. Die Kulisse: die historischen Häuser, die mächtigen Mauern aus Grünsandstein, die engen, verwunschenen Gassen und die Kirchen, in denen die Soester seit Jahrhunderten ihre Gebete sprechen. 

Die Tourist-Information hatte den „Spaziergang durch die wundersame Stadt“ am 20. August zum ersten Mal ins Programm genommen. Und wie so oft bei diesen Touren staunten die Teilnehmer – etliche von ihnen Soester –, was sie neu über ihre Heimatstadt erfuhren. Ein Ur-Soester, der wohl schon „mit Wasser aus dem Großen Teich getauft worden ist“ und Freunden immer wieder mit großer Freude die Soester Sehenswürdigkeiten zeigt, war hellauf begeistert, endlich einmal einen Blick in die geheimnisumwobene Bastion werfen zu können, die am Grandwegertor in die Gräfte ragt. Die Tür ist sonst immer fest verriegelt, und es besteht selten Gelegenheit, über die Schwelle zu treten.

Wie ist die Stadt Soest zu ihrem Namen gekommen? Und warum wird angeblich selbst der Teufel mit den eigenwilligen Westfalen nicht fertig? Was hat es mit dem Pumpernickel auf sich? Heißt das schwarze, sättigende Brot tatsächlich so, weil Napoleon einst meinte, es sei gerade gut genug für sein Pferd Nickel (bon pour Nickel)? Oder erinnert die Bezeichnung an die verdauungsfördernden Eigenschaften des Backwerkes und an die Soldaten, die nach dem Genuss herzhaft „pumperten“? Die Empfehlung Marcus Hellmanns: „Suchen Sie sich die Geschichte aus, die Ihnen am besten gefällt.“

Er führte die Gruppe zu mythischen Handlungsorten, stellte ihnen legendäre Figuren vor, die in die Soester Geschichte(n) eingingen und heute noch Zeugnis davon geben, was die Menschen in der Stadt einst bewegte. Ob sich tatsächlich alles genauso zugetragen hat oder an vielen Stellen blühende Fantasie im Spiel war?  „Darauf kommt es nicht an“, meinte ein Teilnehmer, „ein Körnchen Wahrheit ist immer dabei.“

Warum ist der Schiefe Turm so schief? Eine Frage, die Marcus Hellmann an Alt- St. Thomä aufgreift. Natürlich geht er auf Ferdinand Freiligrath ein, der über die lustwandelnden Soesterinnen auf dem Wall dichtete; ein Kaplan habe den flanierenden jungen Damen gern zugesehen und sei daher so oft auf den Turm gestiegen, dass sich die Spitze ganz allmählich nach vorn neigte. Es gibt – neben anderen – auch noch die unterhaltsame Version von einem in dunkler Nacht während eines heftigen Schneesturms angebundenen Pferd, vermeintlich an einem Zaunpfahl, tatsächlich aber am Turm. Und dann ist da noch die etwas unheimliche „Schwarze Hand“, die aus dem Grab eines bösen, seinen Eltern gegenüber zornigen Mädchens ragte…

Marcus Hellmann könnte stundenlang darüber erzählen, was sich das Volk einst erzählte, denn er ist immer auf der Suche nach spannenden, häufig unbekannten Geschichten, teils mit realem Hintergrund, teils freie Dichtung. Er greift auch auf antiquarische Bücher zurück. So weiß er eine Menge über den „Großen Gott von Soest“, den „Steinernen Galgen“ und den Hellweg, der, wie viele Menschen einst glaubten, direkt in die Hölle führte. Er berichtet über den Teufel am Spieltisch und über eine eiserne Truhe voll Geldes, bewacht von einem schwarzen Hund. Das Publikum lauscht gebannt, wenn es heißt: „Vor vielen hundert Jahren lebte in der Stadt Soest in Westfalen, die damals noch berühmt, volkreich und mächtig war, ein Ritter namens Themo, ein harter, ungerechter Mann…“ Wie es weitergeht, was mit diesem üblen Würfelspieler geschah, mit seiner sanften Frau und der wohlgearteten Tochter, das verrät Marcus Hellmann allen, die ihn auf dem Weg durch das sagenhafte Soest begleiten …

Heyke Köppelmann

Weitere Infos:

https://www.wir-sind-geschichten.de/de/Landschaft-lesen-lernen/die-gaestefuehrer-innen/marcus-hellmann

Publiziert am:

30.12.23