Licht im Dunklen in der Kulturkirche St. Thomä

Eine historische Kirche, die als Kulturforum dient und nun als Kulisse für den „Karneval der Tiere“ – das interessierte zahlreiche Besucher, die am zweiten Adventssonntag – als sich draußen allmählich der Tag verabschiedete – durch das Portal von St. Thomä in der Klosterstraße traten, um „Licht im Dunkeln“ zu entdecken. Der Kunstverein Kreis Soest als Veranstalter lud sie ein, diesen besonderen, durch seine schlichte und filigrane Schönheit bestechenden Raum neu zu erleben. Eine künstlerische Inszenierung, die mit begehbaren Bildern Geschichten erzählte, eröffnete ungewohnte Blickwinkel, obwohl das mittelalterliche, ursprünglich als Minoriten-Klosterkirche errichtete evangelische Gotteshaus vielen Soestern vertraut ist, weil sie dort ihren Glauben bekannten, ihre Gebete sprachen, schon vielen exzellenten Konzerten lauschten und eindrucksvolle Ausstellungen besuchten.

Der Abschied fiel schwer, als sich die Gemeinde voriges Jahr am Silvesterabend noch einmal zum Abendmahl im Chorraum ihrer Kirche versammelte. Nun war klar: Regelmäßige Gemeinde-Gottesdienste finden an dieser Stelle nicht mehr statt, ein Kapitel uralter Soester Geschichte endete. Doch die Soester erfreuen sich weiterhin an Neu-St.-Thomä. Das bewirken auch die Künstler, die unter der Leitung von Richard A. Cox mit ihren Objekten ein „vorweihnachtliches Traumland“ gestalteten und dazu verführten, sich in magische Momente zu vertiefen: „Ein Kirchenraum verändert sich, das Dunkle wird zum Licht.“

Eigentlich sollte ja im Oktober der Bergenthalpark zum Schauplatz spannender Szenen werden. Es war auch schon alles vorbereitet für das bei Jung und Alt beliebte Lichtfest. Geplant war ein bunter Aufmarsch aller möglichen Tiere, inspiriert durch Camille Saint Saëns berühmte Suite für Kammerorchester, jeder Satz ist einem Tier gewidmet, und ein ganzer Zoo marschiert auf. Doch im Herbst spielte das Wetter nicht mit, deshalb fiel das Ereignis kurzfristig aus. Statt der grünen Wiese bot nun die Thomäkirche als Soests erste Kulturkirche den Rahmen für das noch erweiterte farbige Spektakel, das zudem einen guten Zweck erfüllte: Denn der Erlös samt Spenden geht an das Soester Tierheim. Die Besucher betrachteten bei ihrem Erkundungsgang fasziniert die effektvoll beleuchtete Menagerie. Dr. Franziska Dokter las zu Beginn humorvolle Texte aus dem „Karneval der Tiere“ nach Loriot, der seine Fantasie gern von klassischen Komponisten beflügeln ließ. Eine atmosphärisch dichte Stimmung aus Licht, Farben und Fantasie entfaltete ihren Zauber.

Richard A. Cox, Christiane Kling, Hannes Hüttemann, Mathias Krispien, Michael Schiewer, Schüler des Aldegrever-Gymnasiums und das Tierheim Soest trugen zum Gesamtwerk bei. Es durfte auch geschmunzelt werden, zum Beispiel bei den Video-Projektionen „Animal Parade“ und „Friendly Pets“ von Richard A. Cox. Er bedankt sich ausdrücklich bei freundlichen Unterstützern, die er auf seinen Spaziergängen mit Hündin „Layla“ traf und ansprach. Weitere Soester stellten Bilder ihrer liebsten Haustiere für das Kunst-Projekt zur Verfügung. Die Besucher machten es sich in den Sesseln bequem und freuten sich über Oskar, Lotte oder Willy, die munter und unbekümmert posierten, als sei die Kamera gar nicht vorhanden. St. Thomä füllt sich mit Leben, Menschen begegnen sich, kommen ins Gespräch und verbringen Zeit miteinander. Die inhaltliche Ausrichtung liegt ab 1. Januar 2025 in den Händen des Kreis-Kunstvereins, der, wie auch die Emmaus-Gemeinde selber, den wertschätzenden Umgang mit dem kulturellen Erbe in den Mittelpunkt der Nachnutzung rückt, denn St. Thomä ist viel mehr als eine Hülle aus Steinen.

Heyke Köppelmann

Es darf geschmunzelt werden! Ein bisschen Gel in die Haare, und ab geht’s. Foto: Heyke Köppelmann

Publiziert am:

20.12.24