Historische Brunsteinkapelle wird zum modernen Soester Veranstaltungsraum
Es ist schon lange her, dass Soester in der Brunsteinkapelle ihren Glauben gelebt, das sie gebetet, gesungen und Predigten gehört haben. Die Besucher, die am Tag des offenen Denkmals durch die historische Innentür traten, den Blick zur pultartigen, ältesten Soester Kanzel aus dem Jahr 1553 und den barocken Altartisch schweifen ließen, standen an einem modernen Veranstaltungsort mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten.
Die Einladung, die sanierte und zum Veranstaltungsraum umgebaute Brunsteinkapelle anzuschauen, fand große Resonanz.
Foto: Heyke Köppelmann
Blick vom Ausgang an der kleinen Kapellengasse auf die 800 Jahre alte Brunsteinkapelle.
Foto: Heyke Köppelmann
Der Technische Beigeordnete, Matthias Abel, eröffnete den Tag des offenen Denkmals. Er steht hier auf der ältesten Soester Kanzel von 1553.
Foto: Heyke Köppelmann
Die Brunsteinkapelle – ein geschichtsträchtiges Soester Kleinod.
Foto: Heyke Köppelmann
Die älteste Soester Kanzel war während der Sanierungsarbeiten ausgelagert, nun ist sie zurückgekehrt.
Foto: Heyke Köppelmann
Der Chor wird von spitzbogigen Maßwerkfenstern durchbrochen.
Foto: Heyke Köppelmann
Die Empore von 1822 und die Wendeltreppe, die zum Dach führt.
Foto: Heyke Köppelmann
Einige Grab- und Gedächtnisplatten liegen nun unter einem Glasdeckel. Der Filmer Wilfried Vollmar (links) hat die Bauarbeiten begleitet und zeigte am Tag des offenen Denkmals Ausschnitte seiner Dokumentation.
Foto: Heyke Köppelmann
Es ist schon lange her, dass Soester in der Brunsteinkapelle ihren Glauben gelebt, das sie gebetet, gesungen und Predigten gehört haben. Die Besucher, die am Tag des offenen Denkmals durch die historische Innentür traten, den Blick zur pultartigen, ältesten Soester Kanzel aus dem Jahr 1553 und den barocken Altartisch schweifen ließen, standen an einem modernen Veranstaltungsort mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. Viele kamen, um dieses neue Kapitel in der wechselvollen Geschichte des 800 Jahre alten, ehemaligen Sakral-Gebäudes kennenzulernen, das in der weit zurückreichenden Vergangenheit Christen unterschiedlichen Bekenntnisses als Gottesdienststätte diente. Katholische und evangelische Gläubige nutzten es.
Als 1998 die Baptisten auszogen, richtete der Künstler Fritz Risken aus Ampen dort Atelier und Ausstellungsraum ein. Er bezeichnete das gotische Kleinod als seinen persönlichen Quell nie versiegender Inspiration. Das letzte Bild, das er dort malte, entstand im März 2023. Dann kamen die Handwerker, um diese letzte von einst zwanzig mittelalterlichen Bürgerkapellen in Soest von Grund auf zu sanieren. Das im Juli 2024 nach gut einem Jahr vollendete Werk ist rundum gelungen, davon überzeugten sich Scharen von Besuchern, die Hans-Günter Trockels im Namen der seit 2021 neuen Eigentümer-Familie willkommen hieß.
Als der Technische Beigeordnete der Stadt Soest, Matthias Abel, den Denkmal-Tag offiziell eröffnete, hatte sich die Brunsteinkapelle in der Schonekindstraße schon gut gefüllt. Ein staunendes Publikum stand vor den am Boden freigelegten, fixierten, mit einer Glasabdeckung eingefassten Grab- und Gedächtnisplatten, stieg über die schmalen Treppenstufen auf die Empore, um von dort oben das Maßwerk zu betrachten, die im Licht der Sonne erstrahlenden Spitzbogen-Fenster anzusehen und die besondere Atmosphäre des hellen Chorraumes und der Halle auf sich wirken zu lassen. „Das alles schafft Handwerk“, stellte Steinmetz- und Steinbildhauermeister Markus Madeia das großartige Ergebnis heutiger Arbeit mit dem gemeinsamen Anliegen vor, wertvolles kulturelles Erbe als einzigartige Zeugnisse ihrer Zeit zu bewahren, dabei sehr behutsam vorzugehen und das ursprüngliche Bild weitgehend zu erhalten, damit auch kommende Generationen an frühere Lebensweisen erinnert werden. Der staatlich geprüfte Restaurator, der an diesem Tag anstelle des erkrankten Soester Architekten Matthias Hellmann sprach, bezeichnete das Zusammenspiel der lokalen Fachfirmen als hervorragend und unkompliziert: „Das hat sehr gut geklappt.“
Anders als Petri, Patrokli oder Maria zur Wiese, die das Stadtbild in imponierender Größe prägen, entfaltet die aus Grünsandstein errichtete kleine Patronatskapelle ihre außergewöhnliche Ausstrahlung eher abseits gelegen. Was hat sich vor ihren Pforten im Laufe der Jahrhunderte in Soest nicht alles ereignet! Wer ist nicht schon alles über die Schwelle geschritten? Generationen von Soestern gingen dort ein und aus, um in dem 1225 erstmals urkundlich erwähnten Bauwerk der frohen Botschaft des Evangeliums zu lauschen. Einst vermutlich gestiftet von der Familie Brunstein, genannt Schonekind, wechselten die Besitzer im Laufe der Jahrhunderte. Das einschiffige Kirchlein gehörte lange der Stadt und später der Petrigemeinde,
2004 wurde die Kapelle offiziell entwidmet. Könnten die dicken Mauern und die Strebepfeiler an den Außenecken des Saals sprechen, was würden sie alles erzählen?! Immer würde von Menschen die Rede sein, die diesen Soester Schatz und damit ein bedeutsames Stück Soester Geschichte mit Tatkraft vor dem Verfall schützten. Entsprechend groß war das Interesse an der Einladung zur Zeitreise: Am Tag des offenen Denkmals unter dem Titel Wahr-Zeichen nahmen sowohl Denkmalpflegerin Meike Rövekamp als auch Stadtarchäologin Julia Ricken das Publikum in ihren Kurz-Vorträgen mit zu Stationen der Vergangenheit. Wilfried Vollmar vom Soester Filmclub zeigte bemerkenswerte Aufnahmen des Weges in die nächste Zukunft. Er hat die Handwerker in der Brunsteinkapelle mit der Kamera begleitet und zeigte Ausschnitte seiner Dokumentation, die in voller Länge im Internet abzurufen ist (www.nrwision.de). Nun füllt sich das markante Haus mit der Zwiebelhaube auf dem Dachreiter mit neuem Leben. Gedacht ist an Konzerte oder Lesungen, auch an junge Paare, die im schönen Rahmen feiern möchten, dass sie „Ja“ zueinander sagen.
Heyke Köppelmann
Publiziert am:
25.9.24