Die Stadt Soest seit 50 Jahren starker Mittelpunkt des Großkreises Soest

„So(est) soll es sein!“ Auf diese Entscheidung hatten die Soester lange gewartet. Dann endlich traf die Nachricht aus der Landeshauptstadt Düsseldorf ein: Soest wird zum Mittelpunkt des neuen Großkreises Soest. Vor 50 Jahren zog der Gesetzgeber im Rahmen der Gebietsreform die Grenzen neu. Soest wusste zu punkten, bekam den Kreissitz und gab der zum 1. Januar 1975 neu formierten Verwaltungseinheit mit Anröchte, Bad Sassendorf, Ense, Erwitte, Geseke, Lippetal, Lippstadt, Möhnesee, Rüthen, Soest, Warstein, Welver, Werl, Wickede den Namen. Die Soester freuten sich. Die Lippstädter dagegen reagierten tief enttäuscht, denn auch sie hätten gerne das Rennen gemacht.

Die Begründung – selbstverständlich vor allem der Soester Seite in den damals streckenweise heftigen Debatten – stellte sich denkbar einfach dar. Da gab es zunächst einmal ganz pragmatische Überlegungen: Möglichen Verwechslungen mit dem nahen Kreis Lippe sollte vorgebeugt werden. Zum anderen meinten die Neuordner – und das wog noch viel mehr – Soest sei für die meisten der damals gut 270.000 Bewohner der Heimatregion rund um Haar und Hellweg schneller zu erreichen, liege für sie nur halb so weit entfernt wie Lippstadt. Die günstige Verkehrslage, auch in der regionalen Beziehung, spreche für Soest, ebenso die hohe Zahl anderer Behörden und vor allem die Ausstrahlung des weithin bekannten historisches Stadtbildes. Das waren zugkräftige Argumente.

Die „junge Stadt in alten Mauern“ stellte sich zum Start des jungen Großkreises stolz als kulturelles und wirtschaftliches Zentrum in der Börde vor. Schon vor Jahrhunderten seien weltweite Handelsbeziehungen geknüpft worden, und zwar mit Städten wie Wisby auf der schwedischen Insel Gotland, Riga in Lettland und Nowgorod in Russland. Soest sei sehenswert und reich an Kunstdenkmälern. Der 1.000-jährige Patrokli-Dom mit dem „Turm Westfalens“ gelte als Monumentalbau romanischer Baukunst, Maria zur Wiese zähle zu den schönsten gotischen Hallenkirchen im Land, zahlreiche Profanbauten erinnerten an die bedeutsame Stellung Soests im Mittelalter.

In Soest lasse es sich hervorragend leben, eine traditionsreiche und gleichzeitig moderne Stadt, die alles biete, damit sich die Menschen zuhause und rundum wohl fühlen. Das Angebot auf dem Sektor der bildenden Kunst, Theater und Konzerte sei vorbildlich, außerdem seien sämtliche allgemein- und berufsbildenden Schularten vorhanden und dazu noch eine Abteilung der Gesamthochschule Paderborn mit den Fachbereichen Maschinenbau, Elektrotechnik und Landbau. Wer sich nicht nur geistig weiterentwickeln, sondern auch körperlich ertüchtigen wolle, finde vielfache Möglichkeiten in modernen Sportstätten aller Art. Das sich ständig aufwärts entwickelnde Bad Sassendorf liege unmittelbar vor den Toren der Stadt, außerdem stelle der nahe Möhnesee ein reizvolles Ziel für Naturfreunde, Angler und Wassersportler dar.

Ein Jubiläum ist immer ein willkommener Anlass, Rückschau zu halten. Im Kreis Soest – hervorgegangen aus den Altkreisen Soest und Lippstadt sowie dem Amt Warstein – wird jetzt gewissermaßen Goldhochzeit gefeiert. Ein schönes rundes Ereignis, wobei ein Blick auf die Anfänge der in 50 Jahren gereiften und gefestigten Beziehung erahnen lässt, dass die Partner zunächst nur zögerlich zueinanderfanden. Inzwischen jedoch bilden sie eine starke Gemeinschaft, ist heute immer wieder zu hören. So dürfte der Appell, den der damalige Soester Landrat Georg Ehrich und Oberkreisdirektor Rudolf Harling 1975 mit ihrem Neujahrsgruß verbanden, Wirksamkeit gezeigt haben: „Wagen wir mutig das Neue, in der Hoffnung, dass uns das Gute gelingt.“ Ziemlich genau 50 Jahre später wird der runde Jahrestag gewürdigt. „Das möchten wir natürlich zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern tun“, betont Landrätin Eva Irrgang. Sie lädt herzlich zum Fest ein, das am 18. Mai im Soester Kreishaus stattfinden soll. Die Vorbereitungen laufen. Man darf gespannt sein.

Heyke Köppelmann

Publiziert am:

17.1.25