Beste Stimmung am Stammtisch des Soester Blinden- und Sehbehindertenvereins

Ein schöner, sonniger Sommerabend und ein schönes Plätzchen im Grünen unter freiem Himmel! Wer zum Stammtisch des Blinden- und Sehbehindertenvereins möchte, der muss nicht lange suchen: Die muntere Runde sitzt dort, wo viel erzählt und häufig von Herzen gelacht wird. Die Stimmung im „Solista“ im Theodor-Heuss-Park ist prächtig. Man rückt zusammen und begrüßt Neuankömmlinge mit einem freundlichen „Hallo“, so dass sie sofort spüren: Hier sind sie richtig. Hier bleiben sie!

Eva Hoffmann aus Soest, die zweite Vorsitzende des Vereins, kennt eine Reihe der Teilnehmer, die sofort miteinander ins Gespräch kommen. Sie freut sich über alle, die zum ersten Mal dabei sind, ob als direkt Betroffene oder als Angehörige, die sowohl Fragen haben als auch von ihren Erfahrungen berichten können. Eingeladen ist zudem, wer gern ein Ehrenamt übernehmen möchte oder schon ausübt. Am Stammtisch heißt es: „Schön, dass du da bist.“

Auch der Vorsitzenden Filomena Muraca-Schwarzer liegen diese Treffen zum lockeren Austausch besonders am Herzen. Gemeinsamkeit wird ganz groß geschrieben im Soester Blinden- und Sehbehindertenverein, der seit mehr als 100 Jahren besteht. Alle Angebote im umfangreichen Programm – ob ein gemütliches Beisammensein am Grill, der Stammtisch mit Getränken und einem guten Essen, regelmäßige Klön-Nachmittage mit Kaffee und Kuchen, Radtouren mit fröhlichem Ausklang, Ausflüge zu interessanten Zielen oder ein Bummel über den Weihnachtsmarkt – vermitteln: Man ist nicht allein, sondern eingebunden in ein großes, tragfähiges Netzwerk. Was einer alleine nicht schafft, das gelingt oft im Miteinander.

Der rührige Verein bietet seine Unterstützung an, um Wege zu einem erfüllten, selbstbestimmten Leben aufzuzeigen, und zwar von der ersten Info über nützliche, oft verblüffend einfache Alltagshilfen bis hin zur Weichenstellung für die weitere Zukunft. „Es gibt immer Licht im Dunkeln“, sagt Eva Hoffmann. Filomena Muraca-Schwarzer rät Menschen, die in ihrer visuellen Wahrnehmungsfähigkeit eingeschränkt sind, Rat, Tat und erprobtes Praxiswissen der Vereinsmitglieder unbedingt in Anspruch zu nehmen. „Viele quälen sich viel zu lange herum“, meint sie. „Melden Sie sich gern. Zögern sie nicht. Wir sind da und helfen“, lautet ihr Appell.

Der Blinden- und Sehbehindertenverein versteht sich als Selbsthilfe, die Betroffenen häufig eine neue Sicht öffnet und in jedem Fall wertvolle Tipps gibt. Ein Beispiel ist die Digitalisierung, die vieles möglich macht, wenn sie barrierefrei gestaltet ist. Am Stammtisch gibt es reichlich lohnende Themen, der Abend vergeht oft viel zu schnell, finden einige Teilnehmer. Sie verabschieden sich und freuen sich auf die nächste Veranstaltung.

„Star“ des Abends ist zweifelsohne die siebenjährige Ronja, treue Begleiterin von Ludwig Herbort. Die für ihren Dienst speziell ausgebildete Schäferhund-Dame weicht nicht von seiner Seite, Ludwig Herbort kann sich 100-prozentig auf sie verlassen. Die beiden bilden eine geschlossene Einheit, ein Gespann, das gemeinsam sicher durchs Leben geht. Wo Ronja auch auftaucht, steht sie im Mittelpunkt, zum Beispiel im Kindergarten. Ludwig Herbort hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Anliegen des Vereins, dem er als Beisitzer angehört, in die Öffentlichkeit zu tragen. Deshalb besucht er gern schon die Kleinsten, um mit ihnen darüber zu reden, was es bedeutet, schlecht oder gar nicht sehen zu können. Blindenführhund Ronja ist ständig dabei – zur Freude der Steppkes, die sich immer mal wieder erkundigen, ob sie Ronja behalten dürfen. Die Antwort Ludwig Herborts lautet: „Nein, die gebe ich nicht her.“ Ronja ist sein großer Schatz, sein absoluter Hauptgewinn, sein Sechser im Lotto. Sie ist ein „ruhender Pol“ und nimmt das dicke Lob gelassen hin. Sie streckt sich aus, liegt Ludwig Herbort zu Füßen – und bleibt ständig auf der Hut, wenn die Arbeit ruft.

Heyke Köppelmann

Weitere Infos:

www.bsvw.org/kreis-soest

Publiziert am:

16.8.24