Bald fliegen die gelben Filzkugeln über die Netze in der neuen Tennishalle

Die Tennishalle am Jahnstadion genoss einen gewissen Kultstatus; die Haudegen unter den Tenniscracks erinnern sich zu gern an legendäre Grünkohlessen bei Hallenwartin Irma Seyer. 1972 gebaut hatte die Halle aber reichlich Patina angesetzt, genügte nicht mehr den Anforderungen. Punktspiele konnten wegen der zu geringen Abstände zwischen den Spielfeldern und den großen Längsträgern, auf denen das Dach der nach dem Besitzer benannten Ruthemeyer-Halle ruhte, ohnehin nicht durchgeführt werden. 

Also kamen die Freunde des Sports mit der gelben Filzkugel schon 2012 auf die Idee, eine neue Tennishalle in Soest zu bauen. Nach vielen Jahren mit vielen Plänen, die verworfen, wieder hervorgeholt und mehrfach überarbeitet wurden, können die Verantwortlichen aus den Reihen der vier Soester Tennisvereine – TC Blau-Weiß, Soester TV, TV Deiringsen und TuS Ampen – nun stolz sein: Die neue Halle steht.

Wilfried Mahler, als langjähriger BW-Vorsitzender treibende Kraft hinter dem Projekt, könnte ein ganzes Buch füllen mit all den Aufs und Abs bis zur Verwirklichung des Vorhabens. Vor zehn Jahren war von einer halben Million Euro die Rede, die ein Neubau mit zwei Felder kosten würde. Nachdem der Plan gescheitert war, seitens Blau-Weiß die Ruthemeyer-Halle zu kaufen, wurden die anderen drei Vereine mit ins Boot genommen und viele Optionen durchdacht, in Kooperation mit der Stadt den Traum Wirklichkeit werden zu lassen.

Doch ein anderer Standort für die Halle fand sich nicht. Da kam es wie gerufen, dass die Stadt das Gelände mit der Halle am Jahnstadion 2017 erwarb. Was daraus werden sollte, stand zunächst auf einem anderen Blatt; vorerst aber konnten die Tenniscracks dort weiter ihre Schläger schwingen, denn eine Unternehmergemeinschaft aus den drei Vereinen Soester TV, TV Deiringsen und TuS Ampen hatte sich gebildet, um den Tennisbetrieb zu organisieren.

Noch war es schwierig, alle Protagonisten unter einen Hut zu bekommen, ehe 2019 das Land ein Förderprogramm für Sportstätten auflegte und Soest in Aussicht gestellt wurde, daraus 482.500 Euro für den Bau einer Tennishalle zu bekommen. Diese einmalige Chance durfte man sich nicht entgehen lassen. Daher ließ sich der STV als größter Verein in die Pflicht nehmen; dank einer Mietausfallbürgschaft durch die Stadt konnte das Risiko minimiert werden. Im Juni 2022 gab es grünes Licht für eine ganz neue Drei-Feld-Halle. Der Finanzrahmen von einer Million Euro, davon knapp die Hälfte vom Land, platzte aber nach Beginn des Ukraine-Kriegs. Die Baukosten schnellten in die Höhe, ebenso die Zinsen. Also musste der Plan wieder aus der Schublade hervorgeholt werden, die alte Halle zu sanieren. Gesagt, getan – im April 2023 begann der Rückbau der Ruthemeyer-Halle.

Mit Architekt Timo Kaiser wurde alles durchgeplant, vom alten Gebäude blieben die Fundamente, die Längsträger und die Querbalken. Sonst ist alles neu, was binnen eines Jahres fertiggestellt wurde. Es gibt neue Umkleideräume und WCs für Damen und Herren, eine Behindertentoilette, eine Küche am Vorraum, aus dem das Geschehen auf den beiden Plätzen dank durchsichtiger Wand beobachtet werden kann. In der Halle wurde ein blauer Teppichboden mit Granulat verlegt. Die Beleuchtung erfolgt durch zwölf blendfreie LED-Lampen pro Platz, die Heizung über Dunkelstrahler, die per Biogas befeuert werden. Wenn schließlich in ein paar Wochen die Telekom die nötigen Kabel verlegt hat, kann das digitale Zugangssystem installiert werden. Dann können die gelben Filzbälle tatsächlich über die Netze fliegen.

Dirk Wilms

Publiziert am:

24.5.24