Anika Reineke – vom Aldegrever-Gymnasium in die Kulturhauptstadt Europas
2005 machte sie ihr Abitur am Aldegrever-Gymnasium in Soest. Zwanzig Jahre später wirkt sie an entscheidender Stelle mit, ein abwechslungsreiches Programm für die Kulturhauptstadt Europas 2025 auf die Beine zu stellen.
Anika Reineke aus Ostönnen, hier zu Besuch am Möhnesee, hat am Aldegrever-Gymnasium in Soest ihr Abitur gemacht. Ende November sieht die promovierte Kunsthistorikerin dem Höhepunkt ihrer beruflichen Laufbahn entgegen mit der Eröffnung der Ausstellung „Reform of Life“ in den Kunstsammlungen Chemnitz. Als Kuratorin trägt sie Verantwortung für eine der zentralen Veranstaltungen im Rahmen des Programms, das Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas 2025 bietet.
Foto: Dirk Wilms
2005 machte sie ihr Abitur am Aldegrever-Gymnasium in Soest. Zwanzig Jahre später wirkt sie an entscheidender Stelle mit, ein abwechslungsreiches Programm für die Kulturhauptstadt Europas 2025 auf die Beine zu stellen. Dr. phil. Anika Reineke ist verantwortlich für gleich zwei Ausstellungen in Chemnitz. Als Leiterin der Textil- und Kunstgewerbesammlungen in der 250.000-Einwohner-Stadt am Rande des Erzgebirges sieht sie damit dem Höhepunkt ihrer beruflichen Laufbahn entgegen.
„Das ist mein bisher größtes Projekt“, berichtet die in Ostönnen aufgewachsene Wissenschaftlerin. Rund 200 Exponate hat sie für die Ausstellung zusammengetragen, die unter dem Titel „Reform of Life“ an zwei Standorten in der drittgrößten Stadt Sachsens zu sehen sein werden. Es geht um das Werk von Henry van de Velde, dem in Chemnitz in der Villa Esche eine Dauerausstellung gewidmet ist. Hier im sehenswerten Jugendstil-Viertel von Chemnitz sind allein 130 Werke des Belgiers in der von ihm erbauten Villa zu sehen. Zudem hat Anika Reineke den so wichtigen Vertreter des Jugendstils in den Kunstsammlungen am Theaterplatz bis zum 2. März in den Mittelpunkt gestellt. Insgesamt 800 Quadratmeter sind dem 1863 geborenen und 1957 verstorbenen Künstler gewidmet.
Für eine weitere Ausstellung in den Kunstsammlungen in Chemnitz zeichnet die 38-Jährige vom 3. April bis zum 29. Juni 2025 verantwortlich. Dabei geht es um das Schneeberger Geflecht, das in Kooperation mit der Fachhochschule für Angewandte Kunst entsteht. „Wir wollen dem Publikum die Kunst nahebringen, das Museum als Ort des Austausches gestalten“, hat sich Anika Reineke zum Ziel gesetzt. „Dabei können wir die Besucher auch mal vor den Kopf stoßen“, sieht sie ihre Aufgabe auch darin, für Aha-Momente beim Publikum zu sorgen. „Wir wollen informieren und überraschen“, erklärt sie die Kunst des Kuratierens, die auch unter dem Begriff „Enjoyment“ zusammengefasst werden kann. Ein Ziel der vielfältigen Ausstellungen ist es, den Menschen in Chemnitz eine Gelegenheit zu geben, sich selbst zu feiern und Europa dazu einzuladen.
Die Alde-Abiturientin des Jahrgangs 2005 krönt mit dieser Arbeit ihre Karriere, die mit dem Studium der Kunstgeschichte in Hamburg und Bordeaux begonnen hat. Mit dem Magister in der Tasche ging sie nach Zürich, um ihre Doktorarbeit zu schreiben. „Der Stoff der Räume“ lautet der Titel ihrer Arbeit, in der es um textile Raumkonzepte im Frankreich des 18. Jahrhunderts ging. Es folgten Stipendien in Paris, Lyon und erneut Bordeaux, ehe Anika Reineke 2016 an die Staatlichen Museen in Berlin wechselte. 2022 ereilte sie nach den vielfältigen Aufgaben in der Hauptstadt der Ruf nach Sachsen, wo sie sich im ehemaligen Karl-Marx-Stadt längst eingelebt hat.
Der Kontakt in die Heimat ist gleichwohl nie abgerissen, zumal ihre Eltern Ulrike und Helmut in Ostönnen stets ein Zimmer frei haben für die weitgereiste Tochter. Und Anika Reineke weiß auch die Museumslandschaft im schönen Soest zu schätzen. Vor allem für die Arbeit im Museum Wilhelm Morgner hat die promovierte Kunsthistorikerin lobende Worte parat: „Ich habe eine befreundete Künstlerin in Berlin, die dort ausgestellt hat und sehr gute Erfahrungen gemacht hat.“ Ohnehin habe sich das Museum toll weiterentwickelt. „Dort gibt es immer wieder Neues zu entdecken“, empfiehlt sie einen Besuch im Museum Wilhelm Morgner.
Dirk Wilms
Publiziert am:
29.11.24