Advent in Soest: Ruhepunkte im bunten Trubel
„Jetzt kann Weihnachten kommen!“ Eine alte Dame strahlt über das ganze Gesicht. Sie winkt und ruft zum Abschied: „Auf Wiedersehen, bis nächstes Jahr.“

„Come On And sing“ – unter diesem Motto gestaltete der Gospelchor „Magnificats“ die erste von vier Hörzeiten im Advent.
Foto: Heyke Köppelmann

Auftakt zum Adventscafé im Petrushaus, das auch noch am zweiten und dritten Dezember-Samstag geöffnet ist. Der West-Bezirk machte den Anfang, es folgen Stadt- und Südbezirk der evangelischen Petri-Pauli-Gemeinde.
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Pfarrer Christian Welck setzte mit Gedanken zum Advent Impulse.
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Das Waffeleisen glühte: Ulrich Zahn, Helfer aus dem Petri-Pauli-Westbezirk, hatte gut zu tun.
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Noch Kirschen zur Waffel? „Aber gerne doch“, meinte Helfer Wilhelm Schellin.
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Die Alde-Kerk-Stiftung lädt zum Bücher-Basar ein.
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Erst einmal zum „Schiefen Turm“, dann kann es Weihnachten werden: ein Stück Advents-Tradition für viele Soester, die für die Gäste der Tafel spenden. Tafel- Koordinatorin Maike Oesterhaus und Vorsitzender Michael König freuen sich über die Hilfsbereitschaft.
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Einstieg in den Advent: Helfer der Tafel, die zahlreiche Spenden für die Weihnachts-Aktion entgegennahmen.
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„Jetzt kann Weihnachten kommen!“ Eine alte Dame strahlt über das ganze Gesicht. Sie winkt und ruft zum Abschied: „Auf Wiedersehen, bis nächstes Jahr.“ Für zahlreiche Soester sowie Bewohner der umliegenden Landgemeinden begann die Adventszeit mit einem Gang zum Schiefen Turm, um dort ihre Spenden für Menschen abzugeben, die sich kaum das Nötigste kaufen können. Helfer der Tafel begrüßten jeden Besucher freundlich und erlebten wieder einmal, wie glücklich Schenken macht. Teilen, anderen – auch Fremden – eine Freude zu machen, das gehört für viele Soester zum Fest, wird für sie spürbar. Und sie erkennen auch, wie wohltuend es viele Menschen empfinden, im bunten Trubel kurz innezuhalten.
So mancher Besucher steuerte anschließend die Petrikirche an, um dort dem Gospelchor „Magnificats“ unter der Leitung von Annette Elisabeth Arnsmeier zu lauschen sowie den von Petri-Pauli-Pfarrer Christian Welck gesprochenen Texten. Die halbstündigen Hörzeiten am Samstag erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit: Gut 250 Menschen saßen diesmal auf den Bänken, um den Gesang auf sich wirken zu lassen, bei „I Will Sing Hallelujah“ oder „We Shall Overcome“ vielleicht mitzusummen und eigenen Gedanken nachzugehen. Sich Zeit nehmen, aus Lärm und Gerenne aussteigen, dafür die kleinen, leisen Momente genießen – ein Angebot fernab hektischer Betriebsamkeit in den oft überladenen Adventswochen, das viele Soester gern annehmen. „Wir möchten den Menschen Gelegenheit geben, zur Ruhe zu kommen“, sagt Christian Welck. Den Besuchern gibt er den Wunsch mit: „Bleiben Sie adventlich erwartungsvoll.“
Der Weg aus Soests ältester Pfarrkirche führt viele nach der Hörzeit direkt zum Adventscafé im Petrushaus, das wegen seiner süßen Leckereien hoch im Kurs steht, insbesondere aber auch für seine gemütliche Atmosphäre bekannt ist. In netter Tisch-Gesellschaft gibt es bei heißem Kaffee, selbstgebackenem Kuchen und Waffeln, frisch aus dem Eisen, immer etwas zu erzählen. Meistens dauert es auch nicht lange, und man trifft gute Bekannte. „Eine schöne, besinnliche Advents- und Weihnachtszeit“ ist nach einem kurzen Plausch häufig zu hören. Und für viele ist klar: Am zweiten und dritten Samstag im Dezember werden sie wieder zum Petrushaus kommen.
Eine engagierte Helferschar aus den drei Gemeindebezirken packt mit an und prägt mit ihrem Einsatz eine Tradition, deren Erlös für den guten Zweck gedacht ist und diesmal an die Hospizarbeit geht. In der Turmhalle von St. Petri darf eifrig gestöbert und gern auch geschmökert werden. Die Alde-Kerk-Stiftung, die kirchliche und diakonische Belange der evangelischen Petri-Pauli-Gemeinde unterstützt, organisiert wieder ihren Bücher-Basar und wartet mit einer reichhaltigen Auswahl auf, die vom spannenden Roman bis zum nützlichen Ratgeber reicht. Um Punkt zwölf Uhr setzt das Mittagsgeläut ein, und wuchtige Glocken entfalten ihren Klang. Gerade ist der letzte Ton verhallt, da streben auch schon die ersten Besucher Richtung Turm. Sie klettern über Wendeltreppen, Stufen und Leitern, dann stehen sie oben auf der Empore – und es kommt ihnen so vor, als liege ihnen die Welt zu Füßen. Himmlisch still ist es dort oben, ein erhabenes Gefühl, alle Hektik ist verflogen.
Nur wenige Soester kehren in diesen Tage nach einem Stadtbummel heim, ohne vorher zum Dom zu gehen und zu gucken, was die Krippe so macht. Wie schön, der Aufbau läuft! Der Männerkreis ist fleißig bei der Arbeit, die ersten Figuren haben ihren Platz gefunden. Bald machen sich Maria und Josef auf den Weg. Nicht hastig, sondern Schritt für Schritt geht es auf Weihnachten zu …
Heyke Köppelmann


Publiziert am:
6.12.24