800 Jahre Schützenwesen in Soest: Ein Fest für die Geschichtsbücher

Als die Soester Schützen vor 800 Jahren Teil der Stadtgeschichte wurden, waren rauschende Feste eher eine Randerscheinung. Doch die Zeiten haben sich geändert. Längst sind die Schützen nicht mehr gefragt, wenn es darum geht, die Stadtmauer vor ungebetenen Gästen zu verteidigen, stattdessen können sie sich auf die schönen Dinge des Lebens konzentrieren. Da gehören große Feiern natürlich dazu. Und hier macht den Soester Schützen niemand etwas vor. Mit einem der größten Schützenfeste, die die Stadt je erlebt hat, haben die Soester Bürgerschützen nun 800 Jahre Schützenwesen gefeiert.

Im Mittelpunkt stand dabei Rouven Becke, der am Samstagabend mit dem 320. Schuss den Adler aus dem Kugelfang holte und sich damit einigermaßen spontan zum neuen König krönte. Zuvor hatte er sich einen Dreikampf mit zwei Frauen geliefert – auch das ein Zeichen dafür, dass sich die Zeiten im Schützenwesen gewandelt haben. Erst seit dem vergangenen Jahr dürfen Frauen bei den Bürgerschützen mit allen Rechten marschieren und schießen, diese Gelegenheit ließen sich Angela Dietscheidt und Melanie Acconci nicht nehmen. Letztendlich ging die Königswürde aber wieder an einen Mann.

Doch auch abseits der Vogelstange ließen es die Schützen mächtig krachen. Höhepunkte waren dabei der große Zapfenstreich im Rondell vor der Stadthalle am Freitagabend, sowie der große Festumzug durch die Stadt am Samstagnachmittag mit mehr als 25 Gastvereinen und weit über 1000 Schützen und Musikern. Dass es bei all dem Spektakel nicht nur ums Feiern geht, machte Kommandeur Burkhard Kunert deutlich. „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel richtig setzen und junge Menschen lehren Verantwortung zu übernehmen“, sagte er. Auch Karl-Josef Laumann, NRW-Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales und Schirmherr des Jubiläumsschützenfestes, betonte die wichtige Rolle des Schützenwesens in unserer Gesellschaft. Die Schützen seien eine wichtige Stütze des Landes und förderten Zusammenhalt und Identität, das sei gerade in schwierigen Zeiten wichtig, so Laumann, der selbst leidenschaftlicher Schütze ist.

Ein großes Spektakel gab es bei den Bürgerschützen schon vor dem Jubiläumswochenende. Für das traditionelle Wippen in den Großen Teich hatten sich die Schützen gleich vier Malefikanten ausgeguckt: Sascha Zillmer, Verkaufsleiter bei der Veltins Brauerei, Raphael Risse, Leiter des Blasorchestern Kirchborchen, Gastronom Meinolf Griese und Kreisdirektor Volker Topp. Es war das erste Mal, dass sie gleich vier Männer in die Entengrütze schickten.  Auch nach 800 Jahren sind die Bürgerschützen also noch für eine Premiere gut. Und, wo sich die Zeiten ohnehin ändern, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis sie erstmals auch eine Frau in den Großen Teich wippen…

Sebastian Moritz

Publiziert am:

5.7.24